Die acht Phasen vom ersten Vertrag auf einem Kreuzfahrtschiff

Der Job auf einem Kreuzfahrtschiff gleicht einer völlig neuen Welt im Vergleich zu der, die man von zu Hause kennt. Demnach ist es schwierig sich vor dem ersten Vertrag vorzustellen, was einen an Bord erwartet. So ging es uns damals auch. Wir haben versucht uns so gut wie möglich zu informieren und mit ein paar Crew-Mitgliedern vernetzt, um einen besseren Eindruck zu gewinnen als auch Tipps aus erster Hand zu erfahren. Nach ein paar Tagen wirst Du vermutlich feststellen, dass sich zu Hause niemand wirklich das ganze Ausmaß der Arbeits- und Lebensbedingungen auf dem Schiff vorstellen kann. Erst recht nicht, wie sich das ganze anfühlt. In diesem Beitrag haben wir auf unsere Zeit zurückgeblickt und konnten acht Phasen identifizieren, die man vor und während des ersten Vertrages durchläuft. Folgeverträge beginnen meist eher ab Phase 3, wobei diese sowie Phase 4 deutlich kleiner ausfallen.

Phase 1: Vorfreude auf das Abenteuer "Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff"

Du hast den Bewerbungsprozess erfolgreich bestanden, Deinen Vertrag unterschrieben zurückgeschickt und Dir wird klar, dass sich nun einiges ändern wird. Viele neue Eindrücke, Abläufe, Gesichter und Länder warten auf Dich. »Ich kann es nicht fassen, dass das wirklich passiert. Wie werden meine Kollegen sein? Ob meine Vorgesetzten wohl streng sind?« Auf einmal sind ganz andere Dinge wichtig und Du fängst an Dich zu fragen, wo Du Dein bisheriges Leben unterbringen sollst. »Was passiert mit meiner Wohnung, meinem WG Zimmer? Soll ich mein Auto behalten und wo passt mein Fahrrad rein?« Du fragst Dich, was Du auf dem Schiff alles brauchst und ob das wirklich in maximal zwei Koffer passt. 

Viele Deiner Freunde und Familie freuen sich für Dich, es gibt aber auch Kommentare wie „Ich weiß ja nicht, ob das das Richtige ist” oder „Willst Du Dich nicht mal um ein richtiges Standbein hier zu Hause kümmern?“. Auch die Frage „Und was machst Du dann, wenn Du wieder zu Hause bist?“ wirst Du vielleicht hören, eine Antwort darauf aber sicherlich nicht haben. Du konzentrierst Dich auf Aussagen wie „Du machst es genau richtig. Ich wünschte, ich hätte das auch gemacht, als es noch ging.” oder auch „Krasse Entscheidung, finde ich sehr mutig und cool!”.

Es wird alles in die Wege geleitet, um Impfungen, Bescheinigungen und weitere Formalitäten bis zum Aufstieg zu erledigen. »Ob ich wohl auch mal in einen Sturm mit sehr rauer See kommen werde? Ist das dann eigentlich wirklich gefährlich?« Du wirst eventuell anhand Deines Fahrtgebietes Ländernamen entdecken, die Dir bis jetzt noch nicht so viel gesagt haben. »Belize, wo liegt denn Belize und wie spricht man das eigentlich aus?« Du googelst ein paar Bilder der Häfen und die Vorfreude sprudelt immer weiter. »Ah, ich freue mich so und kann es kaum abwarten!«

Im Internet findest Du Blogs (wie unseren) und Beiträge, die Dir einen besseren Einblick von dem Leben und Arbeiten auf dem Schiff ermöglichen. Vielleicht vernetzt Du Dich mit Crewmitgliedern, um die besten Tipps aus erster Hand zu erhalten.

Phase 2: Lampenfieber

Alle notwendigen Erledigungen sind soweit durch und die letzten Tage in der Heimat stehen vor der Tür. »Habe ich das wirklich gemacht?« Der Schlaf wird unruhiger und es kommen vielleicht zweifelhafte Frage auf. »Habe ich mich echt dazu entschieden mein gesamtes, bisher erarbeitetes Leben (vorübergehend) hinter mir zu lassen und einfach mal was ganz anderes zu machen? War es die richtige Entscheidung?« Das Gefühlschaos wird immer größer. »Hatten die, die diese Entscheidung hinterfragt haben, Recht?«

Die eine Sekunde kannst Du die Abreise kaum abwarten und der ganze Körper bizzelt bei dem Gedanken an das bevorstehende Abenteuer. Die andere Sekunde überkommt Dich eine Welle von Aufregung, offenen Fragen und Nervosität.

Schon die letzten Tage über hast Du Dich nach und nach von Deinen Liebsten verabschiedet, vielleicht eine Abschiedsfeier organisiert. Kleine Wegbegleiter werden Dir zugesteckt, um ein Stückchen zu Hause mitzunehmen oder etwas praktisches für unterwegs dabei zu haben. „Melde Dich bitte unbedingt und berichte, sobald Du kannst. Wir wollen Fotos sehen!”.

Nachdem Du Dich mehrfach gefragt hast, wie Dein Gepäck für die nächsten Monate bitte jemals in diese zwei Koffer passen soll und eventuell ein paar Dinge wieder weggelegt worden sind, ziehst Du den Reißverschluss zu. »Es ist ja tatsächlich möglich, sich auf diese Gepäckstücke zu beschränken. Aber, habe ich alles?

Hoffentlich kann ich in der Kabine gut schlafen. Ob das wohl alles so stimmt, was man mir über das Leben und Arbeiten an Bord erzählt hat? Kann ich wirklich so lange Zeit ohne einen freien Tag durcharbeiten?«

Phase 3: Abreise von zu Hause und Ankunft auf dem Schiff

Nun ist es endlich soweit und der große Tag ist da. Vielleicht kannst Du das Schiff mit der Bahn erreichen, vielleicht ist ein Langstreckenflug notwendig. Doch das Gefühl wird das gleiche sein. An diesem Tag kommt alles zusammen, aber die Vorfreude auf Dein bisher vielleicht größtes Abenteuer übertönt alle Sorgen und Zweifel. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und wird Deinen Horizont im wahrsten Sinne des Wortes um einiges erweitern. Der Abschied von den Liebsten fällt Dir viel leichter als ihnen.

Auf Deinem Weg schießen Dir alle Gedanken kreuz und quer durch den Kopf. Und dann ist er da, der Moment, in dem Du das erste Mal vor dem Schiff stehst. Dein zukünftiger Arbeitsplatz, Dein zukünftiges Zuhause auf Zeit. »Wo muss ich denn jetzt hier hin?« Im Gewüst Deiner Unterlagen schaust Du noch mal nach, ob es einen Hinweis zur Ankunft am Schiff gibt, findest aber nicht wirklich etwas. Also fragst Du Dich durch und sprichst Deine neuen Kollegen an. „Erster Vertrag? First Contract?” wirst Du nicht das letzte Mal hören. Nun gut, Du sollst also hier warten, bis Du abgeholt wirst. Um Dich herum ist reges Treiben. Der Check-In für Gäste wird gerade vorbereitet oder ist schon voll im Gange. »Haben die mich vergessen?« Vielleicht wartest Du noch gemeinsam mit ankommenden Kollegen und dann kommt der Moment, in dem Du das erste Mal das Schiff als Crew-Mitglied betrittst. Der erste Weg führt Dich zum Crew-Purser, wo ein Bild für Deine frisch gedruckte Crew-ID geschossen, Dein Reisepass entgegen genommen wird und unzählige Formulare ausgefüllt werden müssen. Du erhältst Dein Namensschild und reichst alle notwendigen Unterlagen, Bescheinigungen und Zertifikate ein. Sind diese Formalitäten erledigt, wirst Du von einem Kollegen, meist sogar einem Deiner Vorgesetzten, abgeholt und zu Deiner Kabine begleitet. Endlich kannst Du das schwere Gepäck ablegen. »Wow, hier werde ich also für die nächsten Monate leben.« Vielleicht bist Du positiv überrascht oder fragst Dich jetzt schon, wie Du das aushalten sollst.

Danach geht es zum Uniform Store, wo Du mehrere Ausführungen Deiner Uniform erhältst. Anhand eines Zettels, den Du vom Crew-Purser erhalten hast, wissen die Kollegen genau, welche Teile Du benötigst. Bepackt mit einem riesigen Stapel hast Du in Deiner Kabine kurz Zeit Dich umzuziehen und dann geht es auch schon auf die erste Erkundungstour.

Im hauptsächlich in weiß gehaltenen Crewbereich werden Dir schnell die wichtigsten Anlaufstellen wie Crew-Mess, Laundry, Aufenthaltsräume und eventuell auch Raucherbereiche gezeigt. »Wie soll man sich hier zurecht finden? Das sieht ja alles gleich aus.« Vielleicht reicht die Zeit, um kurz frische Luft auf dem Crew-Deck zu schnappen. Vom sterilen Crew-Bereich betrittst Du den schön gestalteten Gästebereich, wirst vielen Kollegen vorgestellt und siehst das erste Mal Deinen Arbeitsplatz.

Je nach Abteilung und Vorgesetzten musst Du direkt schon mit anpacken oder hast vielleicht etwas Zeit die vielen Eindrücke zu verarbeiten und Deine Sachen auszupacken. Bei der ersten Mahlzeit in der Crew-Mess kannst Du Dir einen ersten Einblick vom Essensangebot verschaffen und lernst Dein Team besser kennen. Bei einer Sicherheitseinweisung erfährst Du, welcher Rolle Du im Notfall nachgehen musst.

Je nach Fahrplan des Schiffes kann das erste Auslaufen vom Deck aus genossen werden. Ob vielleicht nach einem kleinen Absacker oder auch auf direktem Wege machst Du Dich auf zur Kabine für die erste Nacht an Bord. »Wo ging das jetzt noch mal lang?« Wenn Du beim ersten Mal alleine auf direktem Wege Deine Kabine findest, hast Du vermutlich mentale Superkräfte. Doch dann schließt die Tür hinter Dir und das erste Mal, nachdem Du Dich von Deinen Liebsten bei der Abreise verabschiedet hast, kannst Du durchatmen. »Och nö, jetzt muss ich ja noch das Bett beziehen.« Frisch geduscht schlüpfst Du unter die frisch bezogene Bettdecke und Dir wird klar, dass Du nun endlich da bist und das Abenteuer beginnen kann. Etliche Fragen, die vor der Abreise in Deinem Kopf herumschwirrten, konnten sich bereits beantworten. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, den Daheimgebliebenen einen ersten kurzen Statusbericht zu schicken. Der Wecker wird anhand des Arbeitsplans pünktlich gestellt, da Pünktlichkeit sehr groß geschrieben wird. Und so endet dieser aufregende Tag und wie wahrscheinlich von vielen Crew-Mitgliedern schon angekündigt, soll sich das bewahrheiten, was Du in Deiner ersten Nacht an Bord träumst.

Phase 4: Die ersten zwei Wochen

Nach Deiner ersten Nacht wartet das Frühstücksbuffet auf Dich. »Frühstück mit Meerblick –  wie cool ist das denn?« „Und, was hast Du geträumt?” Schnell merkst Du, dass das Untereinander sehr familiär ist und offen über jegliche Themen gesprochen werden. Der erste richtige Arbeitstag beginnt und Du erfährst mehr und mehr über Deine neuen Aufgaben und den Arbeitsplatz. »Worauf muss ich hierbei nochmal achten?« Die Flut an Informationen kann gerade so verarbeitet, nicht alles aber zum richtigen Zeitpunkt abgerufen werden. Noch mehr Gesichter-Namenskombinationen und noch viel mehr schiffsspezifische Aspekte bezüglich der Sicherheit füllen Deinen Kopf. Vielleicht stehen noch einige Trainings an, die zwischen die Arbeitszeit geschoben werden. Die Stunden vergehen wie im Flug. »Oh jetzt schon Mittagspause?« Schnell wird gegessen, vielleicht kurz frische Luft geschnappt und dann geht es wieder zurück an die Arbeit. In den kommenden Tage fällt Dir die Orientierung gerade im Crew-Bereich immer leichter und auch die Arbeitsabläufe können immer eigenständiger ausgeführt werden.

Beim ersten Waschgang in der Crew-Laundry bist Du verwirrt. »Wo ist meine Wäsche hin? Oh, sie liegt ja auf dem Bügelbrett.« So merkst Du schnell, dass es am besten ist sich eine Uhr zu stellen, um selbst die Wäsche in den Trockner zu geben und auch wieder herauszuholen. Auch an gewissen Uhrzeiten wirst Du Dich nach und nach orientieren. Bist Du nur fünf Minuten zu spät, kannst Du die Uniform eben erst nachmittags oder sogar am nächsten Tag zum Waschen abgeben.

Du lernst Deine Kollegen besser kennen, kannst alle mit Namen ansprechen und hast auch die Hierarchie mit den ranghöchsten Offizieren verinnerlicht. Deine Kabine konntest du mittlerweile etwas heimelig einrichten und auch Deine Sachen haben ihren festen Platz gefunden.

Der erste Wechseltag der Gäste verdeutlicht, welche logistische Meisterleistung so ein Kreuzfahrtschiff ist. In der Crew-Bar kennst Du Dich vermutlich auch schon ganz gut aus und konntest über diesen Treffpunkt auch einige Leute anderer Abteilungen kennenlernen. »Es gibt hier eine Floristin?« Auch Jobs, von denen Du vielleicht gar nicht gewusst hast, wirst Du entdecken.

Die Daheimgebliebenen meckern vielleicht über den seltenen Kontakt, doch mit der Erklärung, dass nach einem 10-stündigen Arbeitstag das Handy abends auch einfach mal ausbleibt, geben sie sich dann auch zufrieden. Die Tage sind lang, doch für Müdigkeit bleibt keine Zeit. Du stehst unter Strom.

Erste Erkundungen in den angelaufenen Häfen und traumhafte Sonnenuntergänge auf offener See bestätigen Deine Entscheidung für diesen Schritt. 

Phase 5: Der Flow kommt

Egal ob der Aspekt des Lebens oder auch des Arbeitens auf dem Kreuzfahrtschiff – alles ist in einen gewissen Flow gekommen und läuft mittlerweile von ganz alleine ab. Du bist jetzt ein Crew-Mitglied wie die Anderen auch und man erkennt nicht mehr anhand Deines fragenden Gesichtes, dass Du gerade erst aufgestiegen bist. Die Wege im Crew-Bereich laufen sich nach und nach wie von alleine und es muss nicht mehr jede Kleinigkeit nachgefragt werden. »Genau, heute muss ich dann noch meine Uniform abgeben und abends müsste ich mal wieder waschen.«

Du erkennst Regelmäßigkeiten beim Essen in der Crew-Mess und bist ab und an vielleicht auch mal nicht so zufrieden mit dem Angebot. Schon lange weißt Du nicht mehr wirklich, welche Wochentag heute ist. Für Dich zählen andere Kenntage, wie zum Beispiel der Wechseltag der Gäste. Am Anfang hast Du Dich vielleicht gefragt, wie man sich beim Frühstück vom Meerblick wegdrehen kann, jetzt erwischst Du Dich auch mit dem Rücken zu den Fenstern oder Bullaugen. Mittlerweile bist Du völlig im Team sowie an Bord integriert und hast vielleicht auch eine Bezugsperson gefunden. Das Miteinander – egal ob beim gemütlichen Plausch auf der Kabine oder in der Crew-Mess, bei Karaoke- oder Spieleabenden, beim Tanzen in der Crew-Bar und auch beim Sonnenbaden auf dem Crew-Deck – gibt Dir ein gutes Gefühl und lässt kaum Platz für Heimweh. Nach und nach werden auch mal liebgewonnene Personen das Schiff verlassen, da sie schon einige Zeit vor Dir aufgestiegen sind.

Hast Du einen Hafen schon einmal besichtigt, wirst Du merken, dass ein Mittagsschläfchen plötzlichen einen höheren Stellenwert erreicht. Langsam merkst Du die fehlenden freien Tage und bist völlig überrascht, dass bereits sechs Wochen vergangen sind. 

Phase 6: Zwei-Monats-Tief

»Nein. Nein. NEIN! Das kann doch nicht wahr sein, dass der Wecker schon wieder klingelt.« Zwei Monate lang wurdest Du jeden einzelnen Tag von diesem Geräusch aus Deinem Schlaf geholt und das Aufstehen fällt Dir mittlerweile sehr schwer. Nachdem Du Dich aus dem Bett gequält hast, fällt ein Lächeln den entgegenkommenden Crew-Mitgliedern auf dem Weg zum Frühstück auch nicht gerade leicht. Du bist genervt von der Geräuschkulisse und möchtest einfach mal in Ruhe frühstücken. Der Blick auf die Uhr verrät Dir, dass Du schon wieder ziemlich knapp dran bist und so eilst Du zur Arbeit. Dort angekommen geht es wieder einmal von vorne los. Jetzt das vorbereiten, dann das, dann das. Du musst Dich zusammenreißen, die Arbeit gut auszuführen. Du fühlst Dich schlapp und schielst auf die Uhr um auszurechnen, wann Du Dich wieder ins Bett legen kannst.

Die Crew-Bar-Besuche werden weniger, da der Schlaf viel reizender ist. Nun ist Dir endgültig bewusst, was eine 7-Tage-Woche bedeutet. Vielleicht hat Deine Bezugsperson auch noch das Schiff verlassen, da der Vertrag vorüber war. Bist Du in einer Abteilung mit häufigem Gästekontakt beschäftigt, kannst Du die Fragen nicht mehr hören. »Ist das wirklich so schwer?!« Eine verständnisvolle Antwort mit einem netten Lächeln bringst Du nur schwer über die Lippen. Langsam merkst Du, dass es neben den vielen tollen und aufregenden Aspekten auch einige Schattenseiten gibt. Vielleicht macht Dir ein Leben mit wenig Frischluft nicht viel aus, doch zu essen, „was auf den Tisch kommt”, kann auf Dauer auch ziemlich an den Nerven ziehen. Deine Liebsten fehlen Dir mittlerweile und auch die Möglichkeit nach Feierabend zu machen, was Du möchtest. Du fühlst Dich wie eingesperrt. »Wie soll ich das noch vier weitere Monate durchhalten?« Vermutlich wirst Du Dich an eine vertraute Person wenden, bestenfalls jemanden, der schon länger an Bord ist und auch schon im zweiten oder dritten Vertrag. Schnell wirst Du auf Verständnis stoßen. „Das geht fast jedem so um diese Zeit, egal der wievielte Vertrag es ist. Wenn Du diese Tage überstanden hast, läuft alles wieder leichter. Versuche Dich abzulenken, geh’ mal ins Gym bei Sonnenuntergang und geh nicht schlafen, sondern schau’ Dir lieber den Hafen an.” Da Du Deinen Kollegen mittlerweile vertraust und sich viele hilfreiche Ratschläge bewahrheitet haben, gehst Du auch diesem Rat nach.

Phase 7: Der Flow kommt zurück

Du hast es geschafft. Das Tief ist überwunden und die Freude am Leben und Arbeiten an Bord des Kreuzfahrtschiffs ist zurück. Die hilfreichen Worte Deiner Kollegen haben Dich in diesen nicht allzu leichten Tagen unterstützt und nun ist er wieder da, der Flow. Mittlerweile ist es wieder ganz normal, jeden Tag aufzustehen, die Arbeit mit Freude zu erledigen, Gästen mit dem erlernten Wissen zu helfen und eine schöne Zeit mit Kollegen oder nun sogar auch Freunden zu verbringen. Du bist dankbar für diese einzigartigen Momente, in denen Wale und Delfine am Fenster vorbei schwimmen oder auch von Deck aus bestaunt werden, traumhafte Sonnenuntergänge, die Weite des offenen Meeres, die Überraschung an Deinem Geburtstag, die Festlichkeiten zu Feiertagen und die Zugehörigkeit, die Dich mit Deinen Kollegen verbindet. Vielleicht ist das Schiff auf neuen Routen unterwegs und spannende Häfen warten auf Deine Erkundung. Sind Freunde, Familie oder Bekannte zufällig in der Nähe des Schiffes, ist ein erstes Wiedersehen und ein Besuch an Bord eine willkommene Abwechslung. »Schon wieder Wechseltag? Schade, dann werden die lieben Gäste von Deck 7 morgen abreisen.« Immer wieder musst Du Dich von vielen liebgewonnenen Kollegen und auch Freunden verabschieden, da sich die Verträge dem Ende neigen. Nach einer so langen gemeinsamen Zeit können Abschiedspartys in der Crew-Bar auch mal ziemlich emotional werden. Du wirst Dich an neue Kollegen gewöhnen müssen, die den Platz nun eingenommen haben. Die Reisen vergehen wie im Flug.

Phase 8: In Gedanken schon zu Hause

Dein Vertrag neigt sich nun auch dem Ende zu. Du zählst nicht mehr, wie lange Du schon da bist, sondern wie viele Wochen oder Tage es noch zur Abreise sind. Du bist träge. Die monatelange Arbeit drückt auf dein Gemüt und Deine körperliche Verfassung. Dein Körper funktioniert nur noch. Auch wenn es immer wieder schöne Momente gibt, bist Du in Gedanken schon zu Hause. »Noch 23 Tage.« Die Euphorie neuer Kollegen kannst Du nicht wirklich nachvollziehen und versuchst gewissen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Die Daheimgebliebenen werden vermehrt kontaktiert und Treffen vereinbart. Du verbringst Deine Freizeit damit, deine Zeit nach dem Vertrag zu planen. »Noch 12 Tage.« Für einen Urlaub müssen noch Flüge gebucht werden, das Wunschhotel ist jetzt schon ausgebucht, obwohl es gestern noch verfügbar war. Vielleicht musst Du Dich um eine Unterkunft oder auch einen neuen Job kümmern, wenn Du nicht zurück aufs Schiff möchtest. Auch wenn Du anderen zu Liebe an abendlichen Unternehmungen teilnimmst, bist Du meist nicht wirklich anwesend. »Noch 4 Tage.« Du erhältst eine Liste mit Erledigungen, die bis zu Deinem Abstieg abgehakt sein muss. »Och nö, jetzt muss der ganze Kram wieder eingepackt werden. Vielleicht hätte ich das doch nicht unbedingt kaufen sollen.« Die Staufächer werden leerer, die Taschen voller. Du kannst es kaum fassen, dass die sechs Monate schon vorüber sind. Auf die Zeit vor dem Aufstieg blickst Du lächelnd zurück, da Du nun über alles Bescheid weißt, Dich durch viele Situationen gekämpft hast und von Dir behaupten kannst, dass Du ein halbes Jahr auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hast. Und dann ist er da, der letzte Abend. Wenn es die Arbeitszeit erlaubt, kannst Du Deine Uniform bereits abgeben. Obligatorisch trifft man sich mit den Liebsten auf ein letztes Getränk und wie lange der Abend noch geht, wird sich zeigen. Am nächsten morgen wird schnell das Bett abgezogen. Die anderen sind größtenteils schon wieder voll in die Arbeit eingespannt. Voll beladen machst Du Dich auf dem Weg zum Ausgang. Ein paar Wenige, die Zeit haben, stehen für die letzte Verabschiedung bereit. Nachdem Du Deinen Reisepass ausgehändigt bekommen und Dein Namensschild abgegeben hast, läufst Du ein letztes Mal über die Gangway und das Kapitel findet ein Ende.

Möchtest Du Dich bei einer Reederei bewerben, findest Du in unserem Beitrag „Stellenangebote Kreuzfahrtschiff – Ein Überblick über die Reedereien” zahlreiche Informationen.

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